Der Leipziger Hauptbahnhof wurde
in den Jahren 1909 bis 1915 nach Entwürfen von den Architekten William Lossow
und Max Hans Kühne errichtet. Dieser Entwurf erreichte gemeinsam mit einem
Entwurf des Architekten Jürgen Kröger den ersten Platz, ersterer konnte sich
dann durchsetzen. Die Pläne für die große Bahnhofshalle stammen von den
Ingenieuren Eilers und Karig.
Die Eröffnung fand am 04. Dezember 1915 statt. Im Vorfeld gab es bereits 1839 den Dresdner Bahnhof
(im Bereich der heu-tigen Osthalle), 1840 der Magdeburger Bahnhof (im Bereich der
heutigen Osthalle, links vom Dresdner Bahnhof) und 1857 den
Thüringer Bahnhof (an der Parthe, westlich von der heutigen Bahnhofshalle).
Daneben gab es ab 1842 den Bayerischen Bahnhof, 1859 den Berliner Bahnhof
(südlich vom Straßenbahnhof Wittenberger Straße) und 1874 den Eilenburger
Bahnhof (heute Lene-Voigt-Park). Zu dieser Zeit war Leipzig mit seinen fünf
Bahnhöfen (ohne Berliner Bahnhof) ein wichtiger Eisen-bahnknoten im Deutschen
Reich. Nachdem die einzelnen Eisenbahngesellschaften fusionierten oder
aufgekauft wurden und zur Königlichen-Sächsische Staatseisenbahn oder zur
Preußischen Staatseisenbahn gehörten, entschied man sich, einen gemein-samen
Hauptbahnhof zubauen. Die Planungen dazu wurden in den 1880er Jahren aufgenommen
und sich die Frage gestellt, ob es ein Durchgangsbahnhof oder ein Kopfbahnhof
sein sollte. Alle bisherigen fünf Bahnhöfe waren Kopfbahnhöfe.
Die Königlich-Sächsische Staatseisenbahn wollte einen Durchgangsbahnhof haben,
der aber außerhalb der Innenstadt und in Schönefeld liegen sollte. Die
Preußische Staatseisenbahn wollte einen Kopfbahnhof, da sie mit ihrem
Durchgangsbahnhof in Halle nicht in Konkurrenz stehen wollten. Der Rat der Stadt
Leipzig entschied sich für den Kopfbahnhof, weil man damit näher an das
Stadtzentrum bauen konnte. 1898 ist dann endgültig die Entscheidung für einen
Kopfbahnhof mit Personen- und Güterverkehr gefallen und zwar auf dem Areal des
Thüringer, Magdeburgers und Dresdner Bahnhofs. Beide Eisenbahngesellschaften
teilten sich den Hauptbahnhof, weshalb alles doppelt vor kam. Empfangsgebäude
wie Bahnhofshalle. Angelegt wurden 26 Gleise. Begonnen wurde mit der
Preußenseite (Westseite) und der Thüringer Bahnhof wurde als erster bis 1907
abgerissen. Die Grundsteinlegung fand am 16. November 1909 statt. Die
Fertigstellung war für 1914 vorgesehen, verzögerte sich aber 1911, da die
Bauarbeiter für höhere Löhne streikten. Im Zweiten Weltkrieg wurde der
Hauptbahnhof durch Bomben stark in Mit-leidenschaft gezogen. So kam er im April 1945
komplett zum Erliegen, der Ende Mai aber schon wieder aufgenommen werden
konnte. Zerstört waren die Westhalle, die Decke der Querbahnsteighalle und das
Dach der Bahnhofshalle. Der erheblichste Angriff war am 07. Juli 1944, als einer
der stützenden Abschlussbögen brach und in den folgenden 20 Minuten weitere
nacheinander zwischen der Bahnhofshalle und der Querbahnsteighalle einstürzten
–
wie eine Kettenreaktion. Es dauerte bis ins Jahr 1965, bis der Hauptbahnhof
wieder komplett aufgebaut wurde. In der DDR beschloss die Deutsche Reichsbahn,
alle stark zerstörten Bahnhofshallen nicht wieder aufzubauen. Da aber der
Leipziger Hauptbahnhof besonders für Messegäste aus der Bundesrepublik
Deutschland ein Repräsentation besaß, wurde hier eine Ausnahme gemacht. Gelobt
wurde die Deutsche Reichsbahn der DDR dafür im In- und Ausland für den
Wiederaufbau. In den Jahren 1950 bis 1992 band sich in den Zugangs-räumen zu den
Bahnsteigen im Verkehrstunnel das DEFA-Zeitkino.
Mitte der 1990er Jahre wurde der Hauptbahnhof umfassend saniert.
So wurden am 12. November 1997 die "Promenaden Hauptbahnhof Leipzig" eröffnet
–
Ein Shoppingcenter auf drei Ebenen mit 11.000 m²
Verkaufsfläche und 142 Geschäften.
Auf den ehemaligen Gleisen 25-26 entstand ein Parkhaus
mit 600 Stellplätzen. Geplant war jedoch ein
mehrstöckiges Parkhaus, das auf großen Widerstand in der Bevölkerung stieß.
Das Gleis 24 wurde zum Museumsgleis umgenutzt und historische Schienenfahrzeuge
ausgestellt.
Mit der Eröffnung des City-Tunnels
am 14. Dezember 2013 und der Inbetriebnahme der S-Bahn Mitteldeutschland einen
Tag später besitzt der Hauptbahnhof nun auch einen unterirdischen Bahnhof.
Dieser befindet sich unter den ehemaligen Gleisen 1-5 und führt mit einem
Inselbahnsteig die Gleise 1-2. Von hier aus gelangt man mit der S-Bahn in viele
Regionen, aber auch zum Markt und Bayerischen Bahnhof. Im September 2013
begannen die Bauarbeiten für eine umfangreiche Neugestaltung der Gleisanlagen
vor der Bahnhofshalle, die im Jahr 2020 abgeschlossen sein
sollen. Sie gehören zum Verkehrsprojekt "Deutsche Einheit Nr. 8" und
befassen sich mit der ICE-Neubau- und
Ausbaustrecke München–Nürnberg–Erfurt–Halle/Leipzig–Berlin.
Der Abschnitt Erfurt–Halle/Leipzig wurde am 09. Dezember 2015 unter Beisein der Bundeskanzlerin, Angela
Merkel, im Erfurter, Hallenser und Leipziger Hauptbahnhof eröffnet. Heute werden
im Leipziger Hauptbahnhof noch 20 Gleise angefahren.
Auf der Westseite
der Querbahnsteigs befinden sich zwei Büsten der Leipziger Eisenahn-Pioniere:
Friedrich List und Gustav Harkort, die an der Leipzig-Dresdner-Ferneisenbahn
maßgeblich beteiligt waren. Sie wurden 1927 vom Leipziger Bildhauer Adolf
Lehnert entworfen für ein List-Harkort-Denkmal. Dieses befand sich bis zum
Zweiten Weltkrieg im nördlichen Teil des Schwa-nenteichparks. Nach einer langen
Lagerung im Museum der bildenden Künste wurden sie vom Leipziger Bildhauer
Markus Gläser restauriert und am 17. Juni 1999 auf dem Querbahnsteig enthüllt.
An der Goethestraße erinnert ein Obelisk an die erste deut-sche Ferneisenbahn
Leipzig–Dresden. Am 27. Januar 2012 wurde vor dem Museumsgleis 24 und einer Kriegslok von 1943 ein Mahnmal für alle deportierten Juden zwischen 1942 und
1945 von Leipzig ins KZ Theresienstadt eingeweiht.
Auf dem
"Museumsgleis 24" sind ausgestellt: Die Dampflok 52 5448-7 des Eisenbahnmuseums
Leipzig; der Fliegende Hamburger, Bauart Hamburg, SVT 137 225; und die drei
E-Loks E 04 01, E 44 046 und E 94 056 alias Krokodile, allesamt des DB Museums
Nürnberg. Keines der Fahrzeuge ist betriebsbereit.
Der Hauptbahnhof befindet sich
am Willy-Brandt-Platz zwischen Kurt-Schumacher-Straße/Preußenseite und
Brandenburger Straße/Sachsenseite. Davor liegt die zentrale Haltestelle für den
Bus- und Straßenbahnverkehr. Zugang zur Nikolaistraße.
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