Der Elstermühlgraben entspringt aus der Weißen Elster an der Marschnerstraße. Der Flussarm der Weißen Elster fließt entlang der Kleingartenanlage Dr. Schreber in Richtung Sportforum. Die Stadt Leipzig bezeichnet den Flusslauf des Elstermühlgrabens bereits ab dem Peterssteg am Palmengartenwehr als Elstermühlgraben. Die Marschnerstraße verbindet den Leipziger Süden mit dem Sportforum und der Red Bull Arena. Die gleichnamige Brücke trägt den Namen des Komponisten und Leipziger Kapell-meisters Heinrich Marschner.

   

Nach einer dichtbewachsenen Bootstour gelangt man zur Schreberbrücke, die ihren Namen durch die benachbarte Kleingarten-anlage erhielt, die am 21. Mai 1876 eröffnet wurde. Ursprünglich befand sie sich seit 1865 an der heutigen Ferdinand-Lassalle-Straße, bis der Bau dieser Straße erfolgte. Den Namen Schreber tragen auch die umliegende Schreberstraße und das Schreberbad. Der Verrohung des Elstermühlgrabens begann hinter der Schreberbrücke und diese konnte man bis zum Sommer 2008 noch sehen. An heißen Tagen gab es hier Entengrütze. Durch die begonnene Freilegung des Elstermühlgrabens folgte 2010 bis 2011 ein Ersatzneubau der Schreberbrücke. Sie hat einen Bogen und eine Durchfahrtshöhe von zwei Metern, die vorher nicht gegeben war, und ein auffallendes Geländer, dass zudem in der Dunkelheit blau leuchtet. Eingeweiht wurde die neue Schreberbrücke am 13. Mai 2011. 2008 bis 2010 erfolgte der zweite Bauabschnitt zur Freilegung des Elstermühlgrabens, der sich bis zur Friedrich-Ebert-Straße erstreckt. Dabei wurde bereits an einer Durchfahrt zum geplanten Stadthafen gedacht. Eröffnet wurde das neue Teilstück am 31. August 2010.

   

Angekommen am Leipziger Stadthafen. Nicht ganz, dieser sollte ab 2018 auf einer ehemaliger Fläche der Stadtwerke Leipzig gebaut werden, nachdem er seit 2002 in Planung ist. 2013 bis zum Ende der Bootssaison 2021 befand sich am Bootssteg ein Vorbote des Stadthafens. Zwei Freunde, darunter der Kanute und mehrfache Olympiasieger Jan Benzin, haben einen Boots-verleih mit Service und Gastronomie sowie geführten Bootstouren aufgebaut. Seit dem Jahr 2022 wird nun der Stadthafen gebaut, seine Fertigstellung ist für 2024 geplant.

   

Zwischen Schreberbrücke und Schreberwehr entstand ein 78 Meter langer Bootssteg, an dem Boote und Fahrgastschiffe ab- und anlegen können. Das Flussbett hat hier eine Breite von zehn Metern, damit die Fahrgastschiffe, und vor allem das Leipzig
Boot, wenden können, da dies im Hafenbecken nicht möglich sein wird. Am Montag, 11. Juli 2011, fand der TAG BLAU statt.
An diesem Tag wurde der Gewässerkurs 1 zwischen dem Stadthafen und Cospudener See/Zöbigker Hafen im Leipziger Neu-seenland eröffnet. Die beiden LeipzigBoot-Prototypen laden zu Rundfahrten auf den Leipziger Gewässern ein. Regulärer Zustieg ist am Stadthafensteg (Elstermühlgraben) und am Rennbahnsteg (Elsterflutbett). Den "Lipsi-Liner" kann man für Rundfahrten mieten. Auf Grund des Höhenunterschieds des Gewässers wurde eine Wehranlage errichtet, die den Namen Schreberwehr trägt. Ihr damaliger Name war Hochzeitswehr, aber ohne Bezug zur feierlichen Hochzeit.

   

Auf Grund des Hochwasserschutzes entstand westlich der Friedrich-Ebert-Straße mit der Westbrücke das Schreberwehr. Es befindet sich am alten Verbindungsabzweig zur Weißen Elster (Wiedererrichtung bis 2027) und wurde nach Zusammenschluss mit dem ersten Teilbauabschnitt des dritten Bauabschnitts zur Freilegung des Elstermühlgrabens (Carl-Maria-von-Weber-Straße) im Jahr 2014/2015 zur Schleuse umgebaut. Jedoch handelt es sich hier um keine Schleuse mit Bootsüberführung, sondern lediglich mit Schutztoren. Über das Schreberwehr führt der Blüthnersteg, benannt nach der einst hier stehenden Pianofabrik von Julius Ferdinand Blüthner, wo ab 1853 produziert wurde, und gehört zu den ältesten Klavierherstellern. Die Fabrik hatte ihren Sitz an der Weststraße (heute Friedrich-Ebert-Straße) Ecke Plagwitzer Straße (heute Käthe-Kollwitz-Straße). Im Zweiten Weltkrieg wurden die Fabrik und alle Überlieferungen zerstört. Nördlich des Blüthnerstegs befindet sich eine Tafel, welche die damaligen Flussläufe mit Wehre darstellt. Nach dem Blüthnersteg ist die Westbrücke zu sehen, die über die Friedrich-Ebert-Straße führt, und 2014 im Zuge der nächsten Freilegung neu errichtet wurde. Die Friedrich-Ebert-Straße hieß vorher Weststraße und ist nun benannt nach Friedrich Ebert, der 1913 bis 1925 Vorsitzender der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands und von 1919 bis 1925 erster Reichspräsident der Weimarer Republik war.

   

Danach gelangt man zur Carl-Maria-von-Weber-Straße. Umgeben von Gründerzeit-, Industrie- und Stadthäusern. Dieser Abschnitt wurde von 2013 bis 2015 freigelegt und gehört zum ersten Teilbauabschnitt des dritten Bauabschnitts zur Frei-legung des Elstermühlgrabens. Dabei erhielt er auf der Südseite eine beidseitige Rampe, begleitet von Sträuchern und Bäumen, die zum Ufer führt, damit auch mobilitätseingeschränkte Personen das Wasser erleben können. Die nördliche Ufermauer wurde nach historischem Vorbild mit Bruchsteinen verkleidet. Ursprünglich reichte das Flussbett von Hauswand zu Hauswand.

   

Das vorläufige Ende der Freilegung ist an der Elsterstraße. 2021 und 2022 wurde im Zuge der Elsterbrücke die Elsterbrücke neugebaut, ab 2023 folgt dann der Neubau der Lessingbrücke über die Lessingstraße und anschließend wird das Teilstück zwischen beiden Brücken ans Licht geholt. 2025 könnte dann die Eröffnung sein. An der Elsterstraße Ecke Gottschedstraße steht das Poniatowskidenkmal, das an den ehemaligen polnischen Fürst erinnert, der mit seiner Truppe auf der Seite von Napoleon an der Völkerschlacht 1813 teilnahm. Bei seinem Rückzug am 19. Oktober 1813 überquerte er die letzte Brücke in Richtung Westen, die in der Nacht zuvor mit Sprengstoff versehen war und bei der Überquerung gezündet wurde. Dabei stieß Józef Antoni Poniatowski von seinem Pferd, das ihn im Elstermühlgraben nach unten drückte. Der Mühlgraben führte zu dieser Zeit Hochwasser und der Fürst ertrank. Seine Leiche wurde am 24. Oktober 1813 von Fischern gefunden. Dieser Teilbauabschnitt endet an der Lessingstraße mit dem gleichnamigen Gymnasium.

   

An der Lessingstraße befand sich die Poniatowskibrücke, die bei der Freilegung neu errichtet wird. Dieser Abschnitt wurde viele Jahre vor den Bauarbeiten des ersten Teilabschnitts mit einem Sandweg und einer Wasserschlage, die an den ehemaligen Flusslauf erinnern soll, gestaltet, ehe die Freilegung kommt. In den Jahren 2016 bis 2019 wurde das neue Flussbett errichtet. Dabei wurde über die Thomasiusstraße auch die Thomasiusbrücke neu errichtet. Benannt nach Christian Thomasius, der als Wegbereiter der Frühaufklärung in Deutschland gilt und bei der Abschaffung von Folter und der Hexenprozesse beitrug.

   

Im Jahr 2005 wurde der Elstermühlgraben am Ranstädter Steinweg wieder ans Licht geholt. Zwar floss der damalige Mühl-graben auf der nördlichen Straßenseite, wurde er auf Grund der wichtigen Hauptverkehrsader hinter der südlichen Straßen-seite gelegt, wo sich ein breiter Grünstreifen befand. Das Kanalbett wurde mit Sichtbeton ausgebildet und erhielt zwischen den Geländern Informationstafeln. An der neuen Thomasiusbrücke steht das Brückensprengungsdenkmal, das an die Völker-schlacht 1813 erinnert. Hier befand sich die letzte Brücke in Richtung Westen und Bürger hatten in der Nacht vom 18. zum
19. Oktober 1813 unter dieser Holzbrücke Sprengstoff angebracht, der bei Überquerung der napoleonischen Truppen gesprengt wurde. Zu diesem Zeitpunkt führte der Elstermühlgraben Hochwasser und viele Soldaten ertranken dabei.

   

Danach folgen die Carusbrücke, der Fischersteg und Lautensteg. Die Carusbrücke wurde nach dem Juristen und Historiker Karl Christian Kanis/Carus Gretschel benannt. Und der Fischersteg befindet sich am Ort der 2005 abgebrochenen Kleinen Funken-burg (Ausbau des Ranstädter Steinwegs) und wurde nach der hier ansässigen Fischerinnung benannt. Der Lautensteg erinnert an das Gasthaus "Zur Goldenen Laute", das von 1561 bis 1926 bestand, und ab 1928 als Neubau aus Geschäftshaus, Hotel und einer modernen Großgarage für 380 Autos folgte, und der bekannteste Gasthof der Ranstädter Vorstand war. 1943 wurd-en die Gebäude, bis auf die Großgarage, zerstört. Zwischen beiden befindet sich das Angerwehr, dass die Wassermengen beim Hochwasser reguliert.

   

Vor dem Goerdelerring macht der Elstermühlgraben einen großen Bogen nach Norden und unterquert den Randstädter Steinweg mit der Angermühlbrücke. Benannt nach der bis 1897 gestandenen Angermühle, weshalb der Elstermühlgraben angelegt wurde.

   

Die Brücke ist ein Hingucker, denn sie hat vier große Betonstelen mit vier blauen Leuchten, die bei Dunkelheit strahlen. Auch unter der Brücke ist was los, hier leuchtet es rot. Auf der Südseite der Brücke befindet sich eine Freitreppe. Nördlich der Angermühlbrücke wurden ein Wasserkreuz und neues Ufer angelegt. Zum Ufer gelangt man über die Jacobstraße, die ins Waldstraßenviertel führt. Hier können Boote ab- und angelegt werden.

   

Links vom Wasserkreuz fließt bis zu 50 Meter der historische Elstermühlgraben unter der nördlichen Straßenseite weiter, da sich hier ein Fledermausnest befindet. Und gegenüber gibt es das Rosentalwehr mit einem Überlauf zum verrohrten Pleiße-mühlgraben. Auch dieser Mühlgraben wird wieder freigelegt. Aber Aufgrund des Höhenunterschieds beider Gewässer wird es keine direkte Verbindung geben, sodass man sein Boot umtragen muss.

   

Entlang von steinernen Mauern kommt man schließlich an der Gustav-Adolf-Brücke an - hier kreuzen sich die Jacobstraße, Gustav-Adolf-Straße und Humboldtstraße. Benannt wurde sie nach dem schwedischen König, Gustav II. Adolf, der bei Lützen gefallen ist. Im Jahr 2006 baute man sie neu, da sie einsturzgefährdet war. Die grünen Brückengeländer ließ man erhalten und bekamen einen neuen Anstrich. Auf der Brücke wurde außerdem ein kleiner Platz geschaffen, welches neben Sitzbänken auch ein Modell mit dem Ort im Mittelalter zeigt. Die aufgezeigten Gewässer haben eine Tiefe und können mit Wasser geflutet werden. Dazu kommt ein Schacht, in dem die Bürger tief zum fließenden Elstermühlgraben schauen können.

   

Vorbei am Rosental des nördlichen Auenwalds und der Hinrichsenstraße. Hier findet man eine der viele Ufertreppen, die zum Wasser führen und wo man ins Boot steigen kann.

   

Als nächstes kommt man zum Leibnizsteg. Der Steg wurde nach Gottfried Wilhelm Leibniz benannt, der auf die Alte Nikolai-schule ging und bei der Universität Leipzig Philosophie studierte. Hier besteht Zugang zur großen Wiese ins Rosental, wo der sächsische König von Sachsen, August der Starke, ein Lustschloss mit großem Barockgarten plante. Doch sein Pferd stieß ihn wegen einer Mückenplage und er flüchtete. Auch befand sich die Propsteikirche St. Trinitatis, deren Neubau sich seit 2015 am Martin-Luther-Ring, gegenüber vom Neuen Rathaus, befindet, am Elstermühlgraben.

   

Über die Funkenburgstraße zur Liviastraße. Die Ufermauern wurden mit Bruchsteinen gestaltet. Eine weitere Brücke, die das Waldstraßenvertel und den Auenwald verbindet, ist der Fregesteg aus dem Jahr 1976. Er erinnert an Richard Woldemar Frege, der Jurist und Hochschullehrer war und den Kern des Leipziger Waldstraßenviertels schuf.

   

Nach einem großen Bogen nach Westen wird die Waldstraßenbrücke mit der gleichnamigen Hauptstraße unterquert, sie ver-bindet die Ortsteile Zentrum-Nordwest und Gohlis. Diese Brücke wird von 2021 bis 2024 neugebaut. Hier steht das Mückens-chlösschen, das im Jahre 1890 vom Architekten Gustav Strauss als Gasthaus gebaut wurde. Seinen Namen erhielt er durch die Mückenplage im Rosental, die dem sächsischen König, August der Starke, entgegen kam. Die Bürger haben die Mücken mit Absicht ausgesetzt, da der König im Rosental ein Lustschloss errichten wollte. Doch das wollten die Bürger nicht. Durch die Mückenplage entschied er sich um. Das Restaurant hat einen Anlegesteg am Elstermühlgraben.

   

Danach führt der Flusslauf zur Leutzscher Allee und der Elstermühlgraben mündet in die Weiße Elster. Bis 1926 gab es einen südlichen Flusslauf der Weißen Elster, die entlang der Friedrich-Ebert-Straße floss und von 1924 bis 1926 zugeschüttet wurde. Einen Zusammenschluss soll es bis 2027 geben. Aussagen zufolge mündet der Elstermühlgraben erst in Höhe des Klärwerks Rosental in die Weiße Elster.

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