Der Pleißemühlgraben entspringt im südlichen Auenwald am Connewitzer Wehr und fließt entlang von Kleingärten in Richtung Norden zum Schleußiger Weg. In Höhe des Schulbiologiezentrums befindet sich eine Wehranlage, die zugleich den Beginn der Verrohrung darstellt.

   

Quer über den Schleußiger Weg und unter der Bundesstraße 2 fließt er zur Wundtstraße bergauf.

   

Vorbei an der Rennbahn Scheibenholz und den Wohnhäusern der Südvorstadt auf einem Grünstreifen. Entlang des Gehwegs sind die ehemaligen Balustraden mit Verankerung der Geländer zu sehen.

   

An der Arndtstraße erinnert ein gründerzeitliches Haus an den Pleißemühlgraben. Denn die Kellerfenster sind bodentief.
Auf dem Grünstreifen gelangt man weiter zur Schlegelstraße und Mahlmannstraße.

   

Zwischen Mahlmannstraße und Dufourstraße/Braustraße wurde im Dezember 1995 der erste Abschnitt zur Freilegung für den Pleißemühlgraben eingeweiht. Verschiedene gestaltete Brücken hängen über dem Wasser. An der Landesdirektion Leipzig (vorher Regierungspräsidium Leipzig) ragen farbige Stäbe aus dem Wasser in den Himmel. Das Geländer ist bei Dunkelheit beleuchtet.

   

In Höhe Braustraße fließt das offene Flussbett wieder in ein Rohr und weiter zur Spießbrücke. Angedacht war auf dem dreieckigen Grundstück Wundstraße/Dofourstraße/Braustraße einen Hafen anzulegen, doch die Idee wurde verworfen.

   

In den Jahren 2004 bis 2006 wurde zwischen Spießbrücke/Wundtstraße und Robert-Schumann-Straße/Paul-Gruner-Straße ein neuer Flussabschnitt errichtet. Dieser besitzt ausnahmsweise nicht den historischen Verlauf, sondern schlängelt sich leicht durch den Hinterhof der Wohnbebauung. Auf der Ostseite wurde ein Ufer mit Spielplatz und Piratenschiff angelegt. Eine Bogenbrücke verbindet beide Ufer. Die Eröffnung war am 23. Juni 2006.

   

An der Robert-Schumann-/Paul-Gruner-Straße würde sich die Robert-Schumann-Brücke befinden. Dann gelangt das Wasser wieder in eine Rohr und fließt durch die Simson- und Lampestraße im Ortsteil Zentrum-Süd. Der ehemalige Stadtbaurat der Stadt Leipzig und zuletzt Ehrenvorsitzender des Fördervereins Neue Ufer e.V., Niels Gormsen († 2018), sagte einst: "Dies wird einmal die schönste Straße Leipzigs werden". Auf beiden Seiten stehen Gründerzeithäuser und große Bäume, Gehwege und Straßen sind gepflastert. Da unter dem alten Flussbett eine Fernwärmeleitung verläuft, ist eine Freilegung sehr kostspielig.
Im Musikviertel genannten Westteil sollen die Brücken nach Komponisten benannt werden, auch, wenn sie teils nicht in Leipzig gewirkt haben. Als nächstes wird die Hadynbrücke erreicht, die die Haydnstraße und Hohe Straße verbindet.

   

Nach einem ähnlichen Abschnitt, dichtbewachsen mit Sträuchern und großen Bäumen, folgt die Mozartbrücke, die die Mozart-straße und Riemannstraße zwischen Karl-Tauchnitz-Straße und Karl-Liebknecht-Straße verbindet. Hier steht eins von meh-reren gelben Schildern, die der Förderverein Neue Ufer e.V. aufgestellt hat und an den Verlauf des Pleißemühlgrabens erinnern.

   

Angekommen am Mendelssohnufer, dass am 12. Juni 2006 mit dem ehemaligen Leipziger Gewandhauskapellmeister Kurt Masur († 2015) eingeweiht wurde. Der 75 Meter lange Abschnitt wurde zwischen 2006 und 2007 freigelegt und erhielt auf der Nord-westseite ein Ufer. Dieses ist mit Rasenflächen abgestuft und besitzt Holzkästen, die die ersten Takte des Violinkonzerts
e-Moll von Felix Mendelssohn Bartholdy symbolisieren. Die gegenüberliegende Uferseite wurde mit Bruchsteinen verkleidet.
Im Umfeld stehen Wohnhäuser, das Bundesverwaltungsgericht und das Geisteswissenschaftliche Zentrum für Ost- und Mittel-europa des Leibniz-Instituts. Bereits am 05. Mai 2006 wurde die neue Beethovenbrücke zwischen dem Mendelssohnufer und dem bereits geöffneten Abschnitt an der Harkortstraße eröffnet. Sie verläuft über die Beethovenstraße ins Musikviertel und verbindet mit der Straße des 17. Juni den Peterssteinweg. Vorher hieß die Brücke Carolabrücke, benannt nach der sächsischen Kronprinzessin - sie war die Frau von König Albert von Wettin. Bereits 1868 schlug die Tiefbauverwaltung den Namen Beet-hovenbrücke vor, erhielt aber 1867 den Frauennamen vom Rat der Stadt. 2005 wurde beschlossen, sie in Beethovenbrücke umzubenennen.

   

Unter der neu gebauten Beethovenbrücke könnte man nun bis zum Neuen Rathaus paddeln. Das Stück vor dem Bundes-verwaltungsgericht wurde 2000 bis 2001 errichtet und führt auch entlang der Harkortstraße. Neu gebaut wurden auch zwei Brücken, eine davon dient als vergrößerter Vorplatz zwischen Bundesverwaltungsgericht und Landgericht. Ursprünglich sah man vor, ein Ufer vor dem Haupteingang des Gerichtsgebäudes anzulegen, doch das wollten die Richter nicht. Sie beteiligten sich an den Kosten, würden sie aber zurücknehmen, wenn ein Ufer dort käme. Als Ersatz diente dann das Mendelssohnufer. Das Gerichtsgebäude wurde 1888 bis 1895 von den Architekten Ludwig Hoffmann und Peter Dybwad errichtet. Bis 1945 befand sich hier das Reichsgericht, danach gab es verschiedene Nutzungen, wie das Museum der bildenden Künste. Im September 2002 wurde in Leipzig dann des Bundesverwaltungsgericht feierlich eröffnet.

   

Die zweite Brücke befindet sich an der Dimitroffstraße. Nördlich des Gerichts und westlich vom Mühlgraben wurde 1917 die Fritz-von-Harck-Anlage mit Staudenbeeten, Rasenflächen und einem Brunnen angelegt. Fritz von Harck war ein bedeutender Kunstsammler in Leipzig. Die neue Anlage wurde zusammen mit der Freilegung vom Grünflächenamt der Stadt Leipzig ent-worfen. Zum Andenken an die hier stehende Nonnenmühle, die von 1287 bis 1890 unter anderem Papier herstellte, wurden zehn Wasserräder ins Wasser gelassen. Bootsstege führen über Treppen ans Wasser. Entlang der Harkortstraße stehen neun Stahlmasten mit Leuchtbändern, die bei Dunkelheit blau leuchten. Doch den Autofahrern störte dies Anfangs und es wurde auf weißes Licht umgestellt. Eine Umfrage der Leipziger Volkszeitung brachte dann wieder blaues Licht in die Masten. Die massiven Masten hatte man aufgestellt, um sie parallel als Fahrleitungsmasten für die Straßenbahn zu nutzen. Doch bereits vor der Eröffnung des neuen Abschnitts wurde die Straßenbahnstrecke im Oktober 1999 stillgelegt.

   

Auf der Karl-Tauchnitz-Straße Ecke Harkortstraße befand sich die Karl-Tauchnitz-Brücke, die nach dem Leipziger Verleger und Theologen, Carl Christian Philipp Tauchnitz, benannt wurde. Durch die Verrohrung des Pleißemühlgrabens verschwand auch die Brücke mit Obelisken. Dank der Freilegung weißt verziertes Brückengeländer auf den einstigen Standort der Karl-Tauchnitz-Brücke hin. Der Mühlgraben fließt unter dem Martin-Luther-Ring weiter zur Rudolphstraße. An dieser Stelle befand sich die Schlossbrücke, wo sich die Weststraße (heute Verbindung zwischen Neues Rathaus und Johannapark) und Rudolphstraße spalteten. Bis 1943 stand hier die Propsteikirche St. Trinitatis, die 1982 am Rosental und Elstermühlgraben neu errichtet wurde. Durch Baumängel wurde ein weiterer Neubau unweit am Martin-Luther-Ring, südlich vom Neuen Rathaus, 2015 einge-weiht. In den Jahren 1846 bis 1848 errichtete der Industriepionier Dr. Carl Heine das sogenannte Hufeisenhaus an der Rudolphstraße Ecke heutiger Lurgensteins Steg. Das Gebäude wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört und ist bis heute eine Grünfläche. Der Name Lurgensteins Steg kommt von Lurgensteins Garten, der vom 17. bis 19. Jahrhundert an dieser Stelle existierte. Gegenüber erinnert ein Gedenkstein an Theodor Körner, der an der Völkerschlacht 1813 beteiligt war, und in einem Sommerhaus des Dr. Wendler sechs Tage lang gepflegt wurde.

   

Entlang von Lurgensteins Steg zur Amtshof-Brücke. Zwischen Alter Amtshof und Otto-Schill-Straße verläuft das freigelegte Flussbett zwischen Parkhaus und Hauswand zur Dorotheenbrücke.

   

Die Dorotheenbrücke befindet sich westlich vom Dittrichring bzw. des Promenadenrings und führt in die Altstadt. Hinter der Dorotheenbrücke wurden zum 75. Geburtstag (2001) des ehemaligen Stadtbaurats Niels Gormsen († 2018), der auch Vor-sitzender des Fördervereins Neue Ufer e.V. war, schwimmende Gärten ins Wasser gelassen. Vorbei an der Otto-Schill-Straße 1, dass auf zwei Stockwerken vom Bürgeramt Mitte der Stadt Leipzig genutzt wird, und der Kunsthalle der Sparkasse Leipzig, wird das Thomasufer erreicht.

   

Hier hat man einen Blick auf die 1212 errichtete Thomaskirche, in der der Thomanerchor singt und Johann Sebastian Bach wirkte. Gegenüber steht ein Bankgebäude mit großen Fenstern, dass die Commerzbank und Universität Leipzig nutzen, das über zwei Brücken erreichbar ist. Zwei weitere Brücken verbinden den Promenadenring mit dem Innside by Melia-Hotel. Zur Fußball-WM 2006 wurde das 1871 vom Leipziger Architekten Arwed Roßbach errichtete Schlobachs Palais abgebrochen und viele Jahre gab es hier eine Brachfläche, die im Sommer als Strandbar genutzt wurde. Daneben steht das ebenso 1871 errich-tete Stadthotelpalais bzw. Kosmos-Haus. In den Jahren 2014 bis 2016 wurde mit Erhalt der Kosmos-Fassade und Rekonstruk-tion der Schlobachs Palais-Fassade ein neues Hotel errichtet. Anstelle der heutigen Wehranlage stand um 1200 bis zum Zweiten Weltkrieg die Thomasmühle, die natürlich auch ein Wehr besaß.

   

Nach Unterquerung der Gottschedstraße fließt der Pleißmühlgraben wieder unterirdisch des Dittrichrings entlang. Unter
anderem am Schauspielhaus, dass von 1954 bis 1957 neu errichtet wurde, und der Hochschule für Musik und Theater Felix Mendelssohn Bartholdy. Gegenüber vom Promenadenring befindet sich das Museum "Runde Ecke", in der bis 1990 die Bezirks-verwaltung Leipzig des Ministeriums für Staatssicherheit (Stasi) ihren Sitz hatte. Bis 1898 stand an der heutigen Bosestraße Ecke Dittrichring zudem die Barfußmühle und 1907 bis 1908 errichtete man dann das Hauptgebäude der Leipziger Lebens-versicherungs-Gesellschaft und Gegenseitigkeit (Alte Leipziger und Hallesche). 2002 zog die Musik- und Theaterhochschule ein.

   

Weiter geht es unter die Käthe-Kollwitz-Straße, mit Blick auf eine trockengelegte Brücke, könnte man meinen. Der Neubau erinnert an den Pleißemühlgraben und das bis in die 1960er Jahre hier Wasser floss. Auch steht hier eine der vielen gelben Schilder vom Förderverein Neue Ufer e.V., die Bilder und Texte zum geschichtlichen Zeitpunkt zeigen. Der Flusslauf macht nun einen großen Bogen zur Hauptfeuerwache, fließt hinter ihr entlang zum Ranstädter Steinweg. Um die Straße Naundörfchen wurde erstmals im Jahre 1285 die Siedlung Nuendorf erwähnt. 1503 erfolgte die Eingemeindung zur Stadt Leipzig. Im 16. Jahrhundert bewohnte es größtenteils von Fischern und im 20. Jahrhundert von Handwerkern und Kleingewerbetreibenden. 1943 wurde das Naundörfchen im Großen zerstört. 2018/2019 wurde geprüft, ob der Pleißemühlgraben wieder im historischen Verlauf freigelegt oder entlang des Goerdelerrings neu errichtet wird. Der Leipziger Stadtrat entschied, dass er seinen neuen Verlauf am Goerdelerring erhält. Dies stieß auf Widerstand in der Bevölkerung, insbesondere vom Förderverein Neue Ufer e. V.

   

Der Pleißemühlgraben fließt nun unter dem Ranstädter Steinweg zum Rosentalwehr. Westlich steht die 2006 fertig gestellte Angermühlbrücke mit vier großen Betonstelen und vier blauen Leuchtkörpern, die bei Dunkelheit leuchten. Sie erinnert an die bis 1897 stehende Angermühle, die sich am Elstermühlgraben befand. Das Rosentalwehr zweigt östlich vom Elstermühlgraben ab und ist mit einem Überlauf zum Pleißemühlgraben verbunden. Auf Grund des Höhenunterschieds ist eine Verbindung nicht möglich und die Boote müssen umgetragen werden. Gegenüber am Schulplatz steht das 1923 bezogene Naturkundemuseum, deren Gebäude 1875 bis 1876 für die II. Höhere Bürgerschule errichtet wurde. Am Schulplatz wurde das Flussbett zugeschüt-tet.

   

Durch die Haushöfe, wo sich der Mühlgraben durch schlängelte, sind nur noch die ehemaligen Ufermauern zu erkennen.

   

Über die Humboldtstraße, die die Waldstraße und Pfaffendorfer Straße verbindet, folgt bis zur Emil-Fuchs-Straße ein Grün-streifen. Auch hier hat der Förderverein Neue Ufer e.V. eine gelbe Informationstafel aufgestellt. Südlich der Emil-Fuchs-Straße steht das Rosentaltor, das Mitte des 19. Jahrhunderts mit Torhaus und Toranlage errichtet wurde. Übrig blieb der Steinsockel mit Fahnenmast. Von hier gelangte man zum Jacobshospital, ins Rosental und nach Gohlis.

   

Vorbei an der Emil-Fuchs-Straße und dem Teich im Rosental würde der Pleißemühlgraben ins Gelände des Zoos fließen. Dort mündet er in die Parthe. Doch aus hygienischen Gründen ist eine Bootstour durch den Zoo verboten. Historisch gesehen, floss der Pleißemühlgraben durch den Zoo und weiter zur Gohliser Mühle, bis er schließlich in der Weißen Elster mündete.

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