Die Leipziger Mühlgräben wurden zum Anlegen von Mühlen angelegt. Wenig später nutze man sie auch zum fischen und für den Bootsverkehr. In den 1940er Jahren wurden sie durch ungeklärter Industrieabwässer verseucht. Man musste was dagegen machen, dass die Bürger den Gestank nicht mehr ertragen müssen, und so wurde zuerst in den Jahren 1951 bis 1956 auf über drei Kilometern der Pleißemühlgraben verrohrt bzw. trockengelegt. Danach musste auch der Elstermühlgraben dran glauben. Dabei gingen rund fünf Kilometer interstädtische Flusslandschaft verloren. Nach der Wiedervereinigung Deutschlands sam-melten sich Bürger, Architekten und Künstler zusammen und holen seitdem die beiden Mühlgräben wieder ans Licht.

WUNDTSTRASSE - Der Pleißemühlgraben in der Wundstraße zwischen Kurt-Eisner-Straße und Mahlmannstraße ist noch ver-rohrt, während der Abschnitt zwischen Mahlmannstraße und Dufourstraße bereits Anfang der 1990er Jahre geöffnet wurde. Der freigelegte Abschnitt führt bis in Höhe der Braustraße. Im nördlichen Bereich war es einmal angedacht, einen kleinen Hafen zu entwickeln. Nach neusten Planungen wird der Pleißemühlgraben in einem klassischen Flussbett zur Wundt-/Dufourstraße geführt und erhält Anschluss am bereits freigelegten Flussbett mit Wasserspielplatz.

GRASSISTRASSE - Mit einem Workshop, welcher im April 2002 begann, beteiligten sich Schüler, Studenten und Anwohner an der Gestaltung des neuen Flussbetts zwischen Wundtstraße/Dufourstraße und Robert-Schumann-/Paul-Gruner-Straße. Das KAOS-Kinderatelier stellte zwei Vorschläge vor, welche mit einem Sonderpreis ausgezeichnet wurden. Sie sahen einen Wasser-spielplatz am Pleißemühlgraben vor, welcher später dann auch umgesetzt wurde. Erstmals wurde der Pleißemühlgraben nicht in seinem historischen Verlauf wiedererrichtet. Die DBU (Deutsche Bundesstiftung Umwelt) finanzierte mit einer Millionen Mark die Freilegung des Pleißemühlgrabens mit.

SIMSONSTRASSE/LAMPESTRASSE - Die Straße mit zwei Namen und könnte laut Niels Gormsen (), ehemaliger Stadtbaurat, die schönste Straße Leipzigs werden. Westlich heißt sie Simsonstraße und östlich Lampestraße. In der Mitte des Straßenzugs floss bis in die 1950er Jahre der Pleißemühlgraben durch. Über ihn führten drei Brücken, diese sollen im Musikviertel an ver-schiedene Komponisten erinnern, unabhängig, ob sie in Leipzig gewirkt haben oder nicht. Dazu gehören die Robert-Schumann-Brücke (Robert-Schumann-/Paul-Gruner-Straße), die Haydnbrücke (Haydnstraße/Hohe Straße) und Mozartbrücke (Mozart-straße/Riemannstraße). Der 340 Meter lange Abschnitt würde geschätzte vier Millionen Euro kosten, dazu kommen weitere zwei bis vier Millionen Euro für umliegenden Umbau und die Verlegung von Fernwärmeleitungen und anderen Versorgungs-leitungen. Daher soll dieses Teilstück, wie die anderen Bauabschnitte auch, von privaten Spenden mitfinanziert werden. Ein Hamburger, welcher sein Haus an einer dieser beiden Straßen hat, hatte bereits 100.000 Euro gespendet. Neben seinem historischen Verlauf, soll er auch seine alten Ufermauern zurückerhalten. Auf beiden Seiten entstehen Baumalleen und Fuß-wege mit Blick aufs Wasser. Auch die Simson- und Lampestraße sollen ihren historischen Charakter behalten und neu-gepflastert werden.

MENDELSSOHNUFER - Das Mendelssohnufer befindet sich am Pleißemühlgraben zwischen Mozartbrücke (Mozartstraße/
Riemannstraße) und Beethovenbrücke (Beethovenstraße). Östlich des 75 Meter langen Flussbetts befindet sich wieder eine Ufermauer aus Bruchsteinen nach historischem Vorbild, während auf der westlichen Seite ein Ufer dominiert. Über vier Stufen, welche vom Rasen begleitet werden, gelangt man zum Wasser. Auf den Stufen befinden sich braune Holzkästen, welche in verschiedenen Positionen angeordnet sind. Diese stellen die ersten Takte des Violinkonzertes e-Moll von Felix Mendelssohn Bartholdy dar. Westlich der noch nicht existierenden Mozartbrücke (damals Gewandhausbrücke) befindet sich eine Büste von Mendelssohn. Die Bauarbeiten an der Freilegung begannen im Herbst 2006 und konnten im Juni 2007 abgeschlossen werden. Zur Eröffnung des Mendelssohnufers im Juni 2007.

HARKORTSTRASSE - Zwischen der Beethovenstraße und Karl-Tauchnitz-Straße wurde dank des Leipziger Bundesverwaltungs-gerichts und der Allianz-Umweltstiftung München, welche größtenteils spendeten, der Pleißemühlgraben freigelegt. Vor dem Haupteingang des ehemaligen Reichsgerichts unterbricht breite Brücke das Flussbett, sozusagen ein vergrößerter Vorplatz mit Zugang zum Landgericht auf der gegenüberliegenden Straßenseite. An dieser Stelle war erst ein Ufer geplant, doch die Richter spielten nicht mit und wollten ihre Finanzierungsbeteiligung rückgängig machen. Am Simsonplatz entstand dann als Ersatz das Mendelssohnufer. Hingegen an der neuen Fritz-von-Harck-Anlage, gibt es am Westufer Treppen, die zu Stegen ans Wasser führen. Zur Erinnerung an die Nonnenmühle, die hier stand, errichtete man am Nonnenmühlwehr zehn rote Wasserräder mit verschiedenen Mustern. Den Pleißemühlgraben überbrücken neben der Brücke vor dem Haupteingang eine weitere in Höhe der Dimitroffstraße. Am östlichen Ufer wurde das Flussbett durch neun Lichtmasten, welche nachts blau leuchten, ergänzt.

MARTIN-LUTHER-RING - Entlang des Martin-Luther-Rings zur Rudolphstraße wird es mit einer Freilegung schlecht. Denn damals war das Flussbett recht breiter als sie heute nach der Freilegung sind. Daher wird es Aufgrund der vielen Fahrspuren vermutlich nur eine kurze Öffnung geben und der vordere Fluss fließt unterirdisch weiter. Bis zur Otto-Schill-Straße wurde der Pleißemühlgraben bereits geöffnet. Über ihn führen die Brücke Alter Amtshof und Dorotheenbrücke (Otto-Schill-Straße).

DITTRICHRING - Weiter geht es von der Dorotheenbrücke zur Dresdner Bank. Dieser 202 Meter lange Abschnitt wurde vor 15 Jahren freigelegt. Gegenüber der Thomaskirche befindet sich das Thomasufer, südlich davon führt eine Brücke ins Gebäude der Commerzbank und Universität Leipzig. Auf Grund der niedrigen Brücken muss es wohl eine Wasserabsenkung geben, um erstmal mit einem Boot durch die sehr niedrigen Brücken zukommen. Ein weiterer Abschnitt, welcher 280 Meter lang ist, zwischen Gottschedstraße und Käthe-Kollwitz-Straße, ist wieder geschlossen. Dieses Flussbett soll neben seinen historischen Ufer-mauern, auch neun Brücken bekommen, welche Zugang zu den angrenzenden Gebäuden ermöglichen. Im Jahre 1898 wurde dieser Abschnitt mit der Möller'schen Gurtträger-Beton-Konstruktion abgedeckt. Diese war extra für einen schweren Last-verkehr entwickelt worden. Auf Grund von Problemen der Standhaftigkeit dieser Überwölbung wurde 2011 der Pleißemühl-graben auf diesem Abschnitt neu überdeckelt.

NAUNDÖRFCHEN/GOERDELRRING - Noch ist unklar, ob man den Pleißemühlgraben wieder historisch am Naundörfchen, hinter der Hauptfeuerwache und dem IHK-Hauptgebäude freilegt, oder ihn am Goerdelerring neu errichtet. Dazu fand im Frühjahr 2018 ein Bürgerwettbewerb statt, an dem man sich mit seinen Ideen beteiligen konnte. Die Mehrheit der Teilnehmer entschied sich für den historischen Verlauf. Die beteiligten Ämter schlagen jedoch den alternativen Verlauf am Goerdelerring vor. Dazu entfachte in der Öffentlichkeit ein großes Unverständnis. Noch hat der Stadtrat dazu nicht entschieden.

ROSENTALGASSE - Südlich der neuen, 2006 errichteten Angermühlbrücke, unterquert der Pleißemühlgraben den Ranstädter Steinweg und führt am Rosentalwehr vorbei, wo sich das alte und neue Flussbett des Elstermühlgrabens treffen. Eine Ver-bindung beider Mühlgräben ist zwar vorhanden, jedoch nur als Überlauf, und beide Gewässer haben unterschiede Pegel. Deshalb müsste man die Boote hier umtragen. Der Abschnitt zwischen Ranstädter Steinweg und seiner Mündung im Zoo wurde zugeschüttet. Bei der Neuerrichtung des Flussbetts durch die Rosentalgasse, hofft man auf eine Finanzierungsbeteiligung der Anwohner.

ROSENTAL/ZOO - Am Rosentaltor würde der Pleißemühlgraben die Emil-Fuchs-Straße unterqueren, die von 2010 bis 2011 ausgebaut wurde, und schlängelt sich dann in Richtung Zoo, wo sie in die Parthe mündet. Eine Durchfahrt im Zoo ist aus hygienischen Gründen verboten.

zurück zum Pleißemühlgraben